Metallbauer/in EFZ Fachrichtung Metallbau (IIN)

Autor: Ivan Inderkum (IIN)

Zukünftige Entwicklung des Berufes Metallbauer EFZ

Im Grundsatz regelt der Berufsverband AM SUISSE mit der dazugehörigen Teilsektion METALTEC SUISSE die Grundbildung der Berufe Metallbauer EFZ- Fachrichtung Metallbau oder Stahlbau, Metallbaupraktiker EBA, Metallbaukonstrukteure EFZ und Schmiede.

Die Grundbildung des Berufes Metallbauer EFZ Fachrichtung Metallbau steckt aktuell in der Totalrevision ihres Bildungsplanes. Der Bildungsplan ist aus dem Jahre 2007 und somit in die Jahre gekommen deshalb ist er nicht nach Handlungskompetenzen aufgebaut. Ich habe die Möglichkeit als einer der 6 Fachlehrpersonen Metallbau aus der Schweiz aktiv an der Totalrevision mitzugestalten und auszuarbeiten. Die Kickoff-Sitzung war am 10. Januar 2020 in Olten. In der 1. Phase, rund 1 1/2 Jahren mit Corona dazwischen haben die Lehrbetriebsgruppen ihre Handlungskompetenzen ausgearbeitet und es beginnt im November 2021 die 2. Phase mit der Ergänzung des dazugehörigen Berufsschulunterrichtes.

Er wird bestimmt diverse Anpassungen geben, gegenüber dem alten Bildungsplan.

Welche Anpassungen es geben wird, sind momentan nur Spekulationen. Das heisst die Rahmenbedingungen sind momentan noch nicht klar.

Die geplante Inkraftsetzung des neuen Bildungsplanes Metallbauer/in EFZ Fachrichtung Metallbau wäre per Januar 2024 vorgesehen.

Video Beruf Metallbauer/in EFZ

Was für Entwicklungen wird der neue Bildungsplan geben

Ich kann diese Antwort momentan nur als Hypothese geben, da noch vieles unbekannt ist.

Ich werde es in drei Teilabschnitte gliedern Lehrbetriebe, Überbetriebliche Kurse und die Berufsschule mit der dazugehörigen Lehrperson.

Lehrbetriebe

Der Lehrbetrieb will einen Metallbauer, der eine breit abgestützte Grundbildung hat ohne grosse Fachrichtungen (keine Spezialisten).

Überbetriebliche Kurse

Die überbetrieblichen Kurse bestehen aus 10 Wochen, welche auf die Lehrzeit von 4 Jahren verteilt werden.

Es werden bestimmt zusätzliche Angebote aufgenommen wie:

  • Staplerkurse
  • Höhensicherungskurse
  • Schweissprüfungen EN 1090
  • Hubarbeitsbühnenkurse

Zwangsläufig wird es zu Streichungen von Themenbereichen kommen, da sonst die

10 Wochen Kurse nicht mehr ausreichen würden. Was aus dem Bildungsprogramm des ÜK gestrichen wird, eine interessante Angelegenheit und kann von mir nicht beantwortet werden.

Berufsschule mit der dazugehörigen Lehrperson

Die grosse Änderung wird sein, dass alles handlungskompetenzorientiert unterrichtet wird.

Ein Wunschgedanke von mir wäre, dass es schweizweit dieselben Lehrmittel geben würde. Unser Berufsverband hat keine eigenen Lehrmittel, jeder Metallbau-Fachlehrer versucht für sich das beste in eigen Regie zu entwickeln (erarbeiten).

Zusammenarbeit Lernorte

Von zentraler Bedeutung ist für mich die Zusammenarbeit der drei Lernorte wie vorgängig beschrieben. Die Schwächen der Lernenden können früher erkannt werden und allfällige Massnahmen umgesetzt werden. Mit Lernkooperationen unter den Lehrbetrieben können Handlungskompetenzen erweitert werden, die sonst nicht möglich wären.

Die überbetrieblichen Kurse können zusätzliches Potenzial bieten, um neue Technologien und Prozesse betriebsübergreifend aufzunehmen und ungleiche Ausbildungsbedingungen auszugleichen. Projekt Arbeiten mit der Berufsschule und den ÜK-Kursen fördert Praxistransfer und zeigt den Sinn des zu erlernenden auf.

Fazit: Eine Zusammenarbeit der verschiedenen Lernorte in der Grundausbildung ist zwingend.

Digitalisierung im Metallbauberuf

Lehrbetriebe

Was wird digital in den Lehrbetrieben. Im Grundsatz erwarten die Lehrbetriebe Handwerker und nicht Informatiker. Natürlich hat auch bei den Lehrbetrieben die digitale Welt begonnen, einige Beispiele dazu. Stundenerfassung, CNC gesteuerte Maschinen, CAD- Zeichnungen

usw.

Überbetriebliche Kurse

Auch im ÜK-Kurs zusammen mit der Berufsschule versuchen wir, der Digitalisierung gerecht zu werden. Mit Anschaffungen von virtuellen Schweissanlagen erlernen die heutigen Metallbauer das Schweissen auf gefahrlose und spielerische Art. Somit wird das Berufsbild modernisiert und mit «Gamen» das Schweissen erlernt.

Berufsschule mit der dazugehörigen Lehrperson

Mit der Einführung des BYOD ab August 2021 in unserer Berufsschule macht es Sinn auch als Fachlehrperson sich dementsprechend anzupassen. Da unser Verband keine digitalen Lehrmittel zu Verfügung stellt, liegt es im Ermessen von jeder Lehrperson selbst wie Digital er unterrichtet und was! Mit dem Einzug des selbstgesteuerten Lernens bringt die Digitalisierung sehr viele Vorteile in Bezug auf die Zusammenarbeit.  

Fazit: Ich persönlich finde es schade, dass unserem Berufsverband die finanziellen Mittel fehlen, um in digitale Lehrmittel für die Zukunft unseres Berufes zu investieren.

Die Rolle der Lehrpersonen

Die beschleunigte technologische Entwicklung ruft nach einer neuen Rolle der Lehrperson. Es müssen digitale Wissensdefizite aufgearbeitet werden. Darüber hinaus ist die kontinuierliche Weiterbildung zentral: Ich als Lehrperson muss meine eigenen Kompetenzen in digitalen Fragen weiterentwickeln, um Wissen, Fähigkeiten und Haltungen bezüglich der neuen Technologien aufzubauen und zu akzeptieren.

Die Schnelligkeit der Digitalisierung hat durch Covid 19 stark zugenommen. Die Lernenden bringen bereits aus der Vorschule Grundkenntnisse und ein Vorwissen mit.

Ich als Lehrperson muss meine eigenen Lernprozesse reflektieren, und müsste allfällige Wissenslücken durch Weiterbildung zusätzlich vertiefen oder neu erlernen.

Transversale Kompetenzen

Definition Transversale Kompetenz

Was ist eine «transversale Kompetenz» darunter werden Kompetenzen verstanden, die für die berufliche Situationen notwendig sind, um diese zu bewältigen.

Beispiel einer transverbalen Kompetenz im Metallbau

Handlungskompetenz Montage einer Türe

Der Montageleiter bespricht mit dem Metallbauer die Situation und die Montageörtlichkeiten der Türe. Selbständig rüstet der Metallbauer das dazugehörige Montagematerial wie Schrauben, Gläser, Stromerzeuger usw. Er ladet die Türe in den Montagebus und sichert diese. Beim Kunden angekommen meldet er sich an und stellt sich vor. Er macht sich ein Bild der Situation und macht die ersten Vorbereitungen wie abdecken, strombereitstellen usw. Er bringt die Türe an den richtigen Standort und richtet diese aus. Nach dem Richten verschraubt er die Türe mit den selbstgewählten Schrauben. Nach der Montage führt er die Funktionskontrolle der Türe aus und reinigt den Arbeitsplatz. Er erklärt dem Kunden die Türe und übergibt die Betriebsanleitung. Er verabschiedet sich vom Kunden. Er versorgt das nicht benötigte Montagematerial. Er gibt dem Montageleiter die Rückmeldung der Auftragserledigung.

Selbstgesteuertes Lernen 

Ich erstelle Lerngruppen in welchen sich Lernstarke, wie auch Lernschwache Lernende befinden. Nach der Erläuterung arbeitet jede selbstorganisiert an ihrem Lernjobs. Ich als Lehrperson stehe als Couch und Berater zur Seite. Jeder Lernende reflektiert sein Lernen und Lehren, dies geschieht mit einem Lernjournal, dass im Lernjobs eingefügt wird. Eine mögliche Zielüberprüfung kann ein Kurzvortrag im Plenum sein

oder mittels Lernkontrollfragen am Schluss des Lernjobs.

Die Lernenden werden so verschiedene Methoden im Unterricht kennen. Sie Lernen sich ihr Wissen selbstständig anzueignen und es sich gegenseitig zu erklären. Die Lernstarken helfen den Lernschwachen den Auftrag erfolgreich zu erledigen. Zugleich motiviert diese Methode die unterforderten sowie überforderten Lernenden. Mit Einbindung der digitalen Hilfsmittel in die Lernjobs zum Erarbeiten mittels recherchieren im Internet des Lernziels oder in der zweiten Phase für die Übermittlung des erarbeiteten vor dem Plenum. Wichtig ist es die Lernjobs möglichst praxisnah zu gestalten, somit gelingt die Verknüpfung Theorie und Praxis besser und es motiviert zusätzlich etwas Neues zu lernen.

Fazit

Das über Wort «Digitalisierung» hört man fast tagtäglich. Seit Corona 19 wurde das Wort nochmals gestärkt. Lernende kommen mit ihrem Laptop zu Schule, alles geht nur noch Digital! Zum Glück noch nicht, für mich gilt nach wie vor die Methodenvielfalt. Auch eine Handskizze oder ein Modell kann noch zu einer guten Lösung beitragen. Die Abwechslung und was will ich übermitteln muss vor die Digitalisierung gesetzt werden. Lernschwache dürfen der Digitalisierung nicht zum Opfer fallen. Ich bin gespannt was der neue Bildungsplan, der ab Januar 2024 in Kraft tritt für Änderungen mit sich bringt.

Altdorf 12.10.2021 Ivan Inderkum

Präsentation/ArenaInformatiker/in EFZFachmann/Fachfrau Betriebsunterhalt EFZPolymechaniker/in EFZLogistiker/in EFZMetallbauer/in EFZ Fachrichtung Metallbau