Logistiker/in EFZ

Autor: Reto Johann (RJO)

Alles dreht sich immer schneller und dynamischer in der gesamten Versorgungskette. Heute Bestellen morgen liefern. Die Verfügbarkeit muss zu 100% permanent sichergestellt werden, zu möglichst tiefen Kosten in bester Qualität. Die Globalisierung, Digitalisierung und Automatisation prägen die Logistik stetig. Innerhalb kürzester Zeit werden neuen innovative Technologische Fortschritte erzielt und im Markt eingeführt. Der Kostendruck und Wettbewerb ist hoch, daher suchen Unternehmen nach Lösungsansätze um Kernprozesse innerhalb der Logistik zu standardisieren sowie Kostenblöcke zu minimieren. Dies widerspiegelt sich unteranderem in folgenden Bereichen

  • Künstliche Intelligenz bergen entscheidende Potenziale für die Logistikbranche, denn mit ihrer Nutzung können Prozesse effizienter gestaltet, Daten leichter erfasst und auch Ausfallzeiten verhindert werden. Lager-Roboter, Selbstfahrende Lieferfahrzeuge oder Gabelstapler sind heute so feinfühlig, dass sie im Logistik-Zentrum direkt neben menschlichen Arbeitern zum Einsatz kommen können.
  • Digitale Vernetzung der Supply Chain strategische Partner vernetzten sich mit Logistikdienstleister durch leistungsfähige Informationstechnologien, funktionierenden Schnittstellen an die Distributions- und Warenwirtschaftssysteme. Dabei werden gemeinsame intelligente Lieferlösungen angestrebt.

Die Aufgaben und Anforderungen in der Logistik und dem Supply Chain Management verändern sich daherschleichend. Zunehmend werden digitale Kompetenzen im Bereich des operativen Warenflusses (Planung, Steuerung) immer wichtiger. Das klassische Berufsbild des Logistikers ist in einem laufenden Umbruch und wird sich stark verändern.

Das sagen Lernende über ihre Berufswahl:

Ausrichtung und strategische Stossrichtung Kanton

“Berufsbildung Luzern für die Welt von morgen”

Die Berufsbildung Luzern will die Welt von morgen mitgestalten. Das Zukunftsbild orientiert sich an der Vision und zeigt auf wohin die Reise gehen soll. Dafür wurden 7 Handlungsfelder respektiv Führungsgrundsätze entwickelt. Die Führungsgrundsätze richten sich an alle Personaleinheiten, denn nur wenn ein gemeinsames Verständnis und eine gute Beziehung gepflegt wird, können anspruchsvolle Ziele verfolgt werden. Die Grundsätze sollen in Teams gemeinsam reflektiert werden damit die Grundlage für Erfolg und Innovation der Zukunft geschafft werden kann.

Zukunftsbild:

  • Bildung, Lernen und Beratung finden in virtuellen und in physischen Räumen statt.
  • Lernprozesse sind untereinander vernetzt und aufeinander abgestimmt
  • Lernen und Transfer wird verbindlich angeleitet und begleitet, erfolgt aber auch selbstorganisiert und in Netzwerken
  • Didaktik kommt vor Technologie. Lernräume unterstützen Lernprozesse und Transfer.
  • Die Schule ist ein Ort der Interaktion, der Erlebnisse, der fachlichen Vertiefung und Vernetzung.
  • Lernende werden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung individuell begleitet.
  • Beratung und Information unterstützt Personen jeden Alters individuell und verbindlich bei der Gestaltung der Bildungs- und Erwerbslaufbahn sowie bei der Bewältigung von Übergängen.

Werte, Führungsgrundsätze, 7 Handlungsfelder:

  1. Angebot für alle Anspruchsniveaus und Altersgruppe
  2. Enge Zusammenarbeit mit strategischen Partnern
  3. Beratungs- und Unterstützungsangebote ausbauen
  4. Sek 2 Abschlussquote der 25-Jährigen auf 98% er- höhen
  5. Neue Bildungsformate entwickeln
  6. Mitarbeitenden befähigen, neue Rollen einzunehmen
  7. Exzellente Resultate durch kontinuierliche Verbesserungen erreichen

Innerhalb der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung werden bereits übergeordnete Projekte angestossen damit die Rahmenbedingungen für die zukünftigen Bedürfnisse aufgegleist sind. Die Digitale Transformation und Unterrichtsentwicklung werden als strategische Schwerpunkte innerhalb der Berufsschule festgelegt.

Auftrag an die Berufsschulen

Statement Christof Spoering: “…neue Wege gehen, so kann man neues lernen, Mut zum Scheitern gehört auch dazu…”

Die Bildungsangebote der beruflichen Grundbildung und Qualifikationsverfahren sind durchgängig handlungskompetenzorientiert. Die Lernprozesse der Lernenden werden mit digitalen Technologien, Labors, Plattformen etc.  Wirkungsvoll unterstützt und untereinander abgestimmt. Die Berufsbildung ist führend in der vernetzten und lernortübergreifenden Förderung von Zukunftskompetenzen (=überfachliche Kompetenzen, ICT-Kompetenzen etc.). Abgeleitet aus den Handlungsfelder sollen innerhalb der Berufsschulen Fachspezifische Ziele definiert werden um daraus neue Konzepte mit zu entwickeln und um zusetzten. Von dem Leiter DBW, Luzern wird ein pragmatisches Vorgehen gefordert.

So nach dem Slogan:” in kleinen Schritten eine stetig und laufende weiterentwickeln vorantreiben und so die Welt gestalten...”

Entwicklung Berufsbild Logistiker EFZ

Zusammenarbeit Lernorte

Die Lernenden sollen während der gesamten Ausbildung darin unterstützt werden, Theorie und Praxis miteinander in Beziehung zu bringen. Eine Zusammenarbeit der Lernorte ist daher von zentraler Bedeutung, die Vermittlung der Handlungskompetenzen ist eine gemeinsame Aufgabe. Jeder Lernort leistet seinen Beitrag unter Einbezug der anderen Lernorte. Durch gute Zusammenarbeit kann jeder Lernort seinen Beitrag laufend überprüfen und optimieren. Die Handlungskompetenzorientierung ist bereits schon ein Bestandteil des aktuellen Bildungsplans. Dies erhöht die Qualität der beruflichen Grundbildung. Eine erfolgreiche Umsetzung der Lernortkooperation wird durch entsprechende Instrumente unterstützt. In Anbetracht der Weiterentwicklung Berufsbild Logistik 2030 werden aus den verschiedenen Lernorten gemeinsame Projektorganisationen (Berufsverband, Berufsschullehrer, Vertreter Betrieb) gebildet.

Mit dem Ziel: Einerseits den zukünftigen Logistischen Veränderungen und Anforderungen der Grundbildung gerecht zu werden andererseits neue Kompetenzen innerhalb des Bildungsplans weiterzuentwickeln und integrieren:

  • Digitalisierung
  • Handlungsorientierung und Praxistransfer
  • Transversalen Kompetenzen (überfachliche Kompetenzen) welche zukünftig an Bedeutung gewinnen werden
  • Selbstgesteuertes Lernen
  • Vernetzung innerhalb der Lernorte

Aspekte der Digitalisierung und Zukunftsorientierung

Die laufenden Weiterentwicklungen und Fortschritte innerhalb der Digitalisierung, öffnen neue Türen und Ansätze für zeitgerechtes digitales Lernen. Die Abstimmung und Vernetzung innerhalb der Lernorte werden als wichtiger Baustein angesiedelt. Daraus sind die folgenden Weiterentwicklungsmassnahmen innerhalb von den definierten Arbeitsgruppen bereits in Umsetzung oder zumindest wurde ein Projektauftrag aufgesetzt. Diese Massnahmen sind nach Kurz, Mittel- und Langfristigkeit sortiert:

Kurz- Mittelfristige Massnahmen:

Digitaler Schulstoff

Ab diesem Schuljahr wurde der gesamte Schulstoff in das OneNote implementiert. Der Verband stellt das Lernmittel auf der Homepage zur Verfügung. Der Lehrer führt die Lernenden Schrittweise in diesem Implementierungsprozess an. Die Lernenden sind neu voll digital unterwegs (BYOD). Des Weiteren wird die gesamte Planung nach AVIVA mit der Applikation OneNote verknüpft. Aktuell wird eine Digitale Toolbox-Werkzeugkiste entwickelt. Dieses Digitale Gefäss wird zentral vom Verband zur Verfügung gestellt. Neben kurzen, inhaltlichen Hintergrundinformationen bietet die Toolbox praxisorientierte Vorlagen, Checklisten und Linklisten zum Downloaden. Dabei sehe ich für meinen Unterricht Möglichkeiten der Weiterentwicklung im Bereich selbstgesteuertes Lernen.

Langfristige Massnahmen:

Digitale Firma

Zusammen mit dem Verband wird ein digitales Schulzimmer in Form einer Firma aufgesetzt. Dies ermöglicht in einer digitalen Lernumgebung kompetenzorientiertes Lernen zeitgerecht digital zu vermitteln. Dabei spielt Handlungsorientiertes – und selbstorganisiertes Lernen eine zentrale Rolle. Diese Plattform bietet weitere Optionen für die Entwicklung von neue Bildungsformate zum Beispiel eine Kombination von E-Learning, Präsenz, Coaching Sequenzen etc. Und kann modular weiterausgebaut werden bei neuen technologischen Betriebsmitteln in der Logistik.

Abschliessen ist zu erwähnen, dass die oben genannte Massnahmen abgeleitet aus den Handlungsfeldern sowie zukünftigen Anforderungen evaluiert wurden.

Konsequenzen für Lehrpersonen

Anforderungsprofil und Rollenverständnis Lehrpersonen

Der Innovationszyklus von technologischen Erneuerungen hat an Schnelligkeit zugenommen. Die Lernenden bringen bereits aus der Vorschule Grundkenntnisse und ein Vorwissen mit. Die vom Verband vorgegebenen digitalen Lehrmittel müssen im Unterricht aktiv eingesetzt und genutzt werden. Die Lehrpersonen müssen ausgebildet sein, um vor Ort First Level Support für ICT Fragen und Installationen bieten zu können. Digitale Kompetenzen werden zukünftig gefordert und im Bereich Software und Hardware erweitert. Ein ICT Zertifikat ECDL oder SIZ Smart wird als Basis vorausgesetzt. Die Rolle der Lehrperson verändert sich. Es werden erweiterte Fertigkeiten gefordert, zum Beispiel, dass ein didaktisches Design im Bereich Digitale Lernumgebung angepasst und/oder weiterentwickelt werden kann. Nicht nur in der Anwendung wird die technische Sicherheit verlangt, sondern auch in der Evaluation von neuen und passenden Applikationen.

Die Schule wird als Lernort positioniert, wo man gerne hinget. Die klassische Wissensvermittlung wird reduziert durch vermehrte Coaching Sequenzen und individuelle Begleitung von Lernenden kompensiert (siehe auch SOL). Ein breites Netzwerk innerhalb der Wirtschaft und Branche hilft eine partnerschaftliche (u.a. Betriebe) Zusammenarbeit aufzubauen damit weitere Synergien auch im Bereich Handlungskompetenzorientierung, Transversale Kompetenzen sowie Digitalisierungsprojekte genutzt werden können. Weitere wichtige Skills-Anforderungen für die Zukunft sind Zusammenarbeit in Teams, aktiver Erfahrungsaustausch und offen sein für neues.

Beispiel Transversale Kompetenzen Berufsfeld Logistiker

Nachfolgend wird eine transversale Kompetenz zum Berufsfeld des Logistikers EFZ aufgezeigt.

Handlungskompetenz – Güter kontrollieren geplante Lieferung
Die Logistiker EFZ nehmen Lieferungen entgegen, kontrollieren diese, identifizieren die Güter und weisen falsche oder beschädigte Güter zurück

Die Bestelldokumente erhalten die Lernenden von ihrem Vorgesetzten. Die Anlieferungen sind terminiert und bekannt. Der Lernende bereitet sich gemäss dem Handbuch selbständig auf die Anlieferung vor. Er plant die benötigte Fläche innerhalb der Wareneingangszone. Alle benötigen Hilfsmittel (Deichselgerät, MD-Gerät, Laptop, Scanner, Taschenrechner etc.) müssen am Arbeitsplatz innerhalb der WE-Zone bereitgestellt werden. Sobald der Camion eintrifft nimmt der Lernende den Frachtführer in Empfang. Die Gesprächsführung über nimmt der Lernenden selbständig. Dabei kann er auf einen Fragekatalog zurückgreifen. Die Kontrolle der Sicherung des Lastwagens führt der Lernende gemeinsam mit dem Frachtführer durch. Die einzelnen Arbeitsschritte bei der Verarbeitung vom Wareneingang werden anhand einem Arbeitsdokument / Checkliste vorgegeben und müssen schrittweise dokumentiert werden. Bei Abweichungen der Lieferung (Schäden, Mengen etc.) oder besondere Vorkommnisse muss ein Schadenformular inkl. Anpassung der Lieferscheine vorgenommen werden. Die Priorisierung erfolgt durch den Lernenden. Sobald die Ware gemäss Q-Merkmale kontrolliert und bereit zur Einlagerung steht entscheidet der Lernende selbständig die Reihenfolge der Materialbuchungen. Er führt die Systemtechnischen Aktivitäten im Lagerverwaltungssystem aus. Die Güter werden dem internen Transport physisch übergeben und Palettenregal eingelagert. Der Lernende überprüft die einzelnen Arbeitsschritte auf Vollständigkeit. Das gesamte Dossier inkl. Buchungsjournal wird am Schluss dem Vorgesetzten zur Kontrolle überreicht. Als Abschluss erfasst der Lernende “Learnings” in seiner persönlichen Lerndokumentation.

Selbstgesteuertes Lernen

Die Aufmerksamkeit in diesem Prozess sollte darauf gerichtet werden, den Lernenden lernen möglichst selbständig zu lernen, Probleme zu lösen sowie ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Die Lernenden sollen befähigt werden Ziele zu setzten, Informationen mit geeigneten “Strategien” aufzunehmen und zu verarbeiten. Der Lernprozess wird eigenständig in Gang gesetzt. Der Lernende muss über eine Reihe von Kompetenzen verfügen (Transversale Kompetenzen) bzw. Lernstrategien, die es ihm ermöglichen die bestehenden Spielräume für das eigene Lernen zu nutzen:

  • Zeitplanung, Zusammenarbeit mit Lernpartnern, Nutzung von Medien und anderen Hilfsmitteln
  • Selbständige Motivation
  • Planung, Überwachung und Regulation des Lernprozesses
  • Kognitive Fähigkeiten
  • Kritische Prüfung

Bei der Umsetzung soll der Lernende behutsam und aufbauend an diese Form herangebracht werden. Eine ausreichende Einführung in das selbstgesteuerte Lernen ist zwingend nötig. Da die unterschiedlichen Lernstrategien und Kompetenzen bewusst gemacht sowie aktiviert werden müssen. Es braucht klare Regeln. Das Unterrichtsmaterial muss in Lernaufgaben gut vorbereitet, begründet und priorisiert sein. In diesem Punkt bietet die Digitalisierung eine grosse Auswahl an Applikationen und Hilfsmittel an. Selbstgesteuertes Lernen bedeutet auch, dass die Lehrperson von der aktiven Wissensvermittler Rolle wegkommt und die Rolle der Lernbegleitung übernimmt.

Merke: Die Idee von SOL ist nicht, dass die Lernenden möglichst viel allein lernen, sondern dass die lernenden abgeholt werden so sie stehen und darauf aufgebaut wird. Was wollt ihr? Was braucht ihr?

Fazit

Alles schreit nach digitalem Unterricht. Ich bin jedoch der Meinung nebst allen digitalen Fortschritten ist das Haptische weiterhin sehr wichtig. Die Handschrift oder eine Skizze sind manchmal hilfreicher und zielführender als der Bildschirm. Der Didaktische Ansatz muss zwingend an erster Stelle vor der Technologie gesetzt werden. Die gute Mischung machts aus.

Präsentation/ArenaInformatiker/in EFZFachmann/Fachfrau Betriebsunterhalt EFZPolymechaniker/in EFZLogistiker/in EFZMetallbauer/in EFZ Fachrichtung Metallbau