Eine von SWISSMEM und SWISSMECHANIC in Auftrag gegebene Studie, welche von gfs. Bern und der Universität St. Gallen durchgeführt wurde, kam zum Schluss, dass die Ausbildung der MEM-Berufe angepasst werden muss. Wichtige Punkte dieser Studie sind:
- Horizontale und vertikale Flexibilisierung durch Modularisierung
- Agile Steuerungsprozesse (z.B. systematisches Kompetenzmanagement, breite Kompetenzprofile, kürzere Revisionszyklen)
- Flexibleres Ausbildungsmanagement – «Jeder kann jederzeit seine Lernleistungen erzielen» (Zeitliche und räumliche Flexibilisierung)
- Entwicklung von mobilen Lernanwendungen für das Lernen an verschiedenen Lernorten
- Klärung der konkreten Verbindung zur höheren Berufsbildung auf Modulebene
- Arbeitgeberattraktivität erhöhen und Wandel in Branche kommunizieren
- Verbesserung der Berufsorientierung
- Einstieg in MEM Berufsfelder statt einem Beruf und Aufzeigen von Entwicklungswegen
- Technologische Vernetzung weiter entwickeln (z.B. gemeinsame Plattformen)
- Entwicklung gemeinsamer Methoden, Werkzeuge und digitale Medien
Diese Punkte sollen in die Berufsrevision, welche 2024 schweizweit umgesetzt wird, einfliessen.
Video Ausbildung Polymechaniker/in:
Zukünftige Entwicklung der Metall- und Maschinenindustrie (MWI)
Globalisierung, diesen Ausdruck hat man bis vor der dem Erreichen der Corona Pandemie im Frühjahr 2020 in allen Enden und Ecken gehört. Seit Ausbruch der Pandemie hört man immer wieder, dass Lieferketten aus verschiedenen Gründen unterbrochen wurden. Preise von Produkten und Waren haben sich innerhalb kurzer Zeit verdoppelt. Niemand konnte etwas dagegen tun. Deshalb ist es wichtig, dass wir mindestens eine Grundversorgung an Dienstleistungen auch in Zukunft in der Schweiz abdecken können, um nicht komplett den Ausländischen Konzernen ausgeliefert zu sein. Um dies jedoch zu gewährleisten, brauchen wir in erster Linie, gutes geschultes und ausgebildetes Personal. Hier kommen wir an den Berufsfachschulen zum Zug, denn wenn sich die Bedürfnisse auf dem Arbeitsmarkt ändern, muss sich auch die Berufsschule an diese Gegebenheiten anpassen. Zentrale Punkte in der Zukunft könnten sein:
- Digitalisierung: Um weiterhin in der Schweiz produzieren zu können und trotz der hohen Lohnkosten, wird die Automatisierung in der Produktion immer mehr zunehmen. Zusätzlich erfordert es mit dem technologischen Fortschritt (Bsp. 3D Druck, Robotik, Vernetzung der Produktionsprozesse in der Wertschöpfungskette,…), immer bessere Digitale Kompetenzen.
- Gesellschaftliche Veränderungen: Vor 15 Jahren, sind auf einen freien Ausbildungsplatz zum Polymechaniker 20-30 Bewerbungen eingegangen. Heute gibt es manchmal gar keine Bewerbungen auf einen freien Ausbildungsplatz. Was kann man dagegen tun? Einerseits könnten man Immigranten, Grenzgänger oder Berufsfremdes Personal umschulen. Anderseits könnte man Schüler der A-Stufe mit einem verbesserten Anschlussfähigkeit der beruflichen Grundbildung an die höhere Berufsbildung für eine Ausbildung in der Werkstatt motivieren.
Zukünftige Stossrichtung des MEM-Verband (MWI)
Die Ziele welcher der Maschinen und Metall-Verband mit der Berufsreform erreichen will, Schliesst 8 Berufe (Polymechaniker, Produktionsmechaniker, Anlage- und Apparatebauer, Konstrukteur, Mechapraktiker, Automatiker, Automatikmonteur, Elektroniker) ein und umfasst folgende Punkte:
- Anpassung der Ausbildungen an die sich wandelnden:
- Technologische Entwicklungen (neue Fertigungsverfahren, Robotik, Vernetzung der Produktionsprozesse, Miniaturisierung etc.)
- Wirtschaftliche Entwicklungen (Strukturveränderungen, Internationalisierung, Mobilität etc.)
- Arbeitsmarktliche Veränderungen (Immigration, Umschulung, etc.)
- Gesellschaftliche Veränderungen (Demographie, Akademisierung, Arbeitsmodelle, Nachfrage der MEM Berufe, Lernverhalten etc.)
- Verbesserung der Anschlussfähigkeit an die höhere Berufsbildung
- Förderung der Attraktivität und das Image
- Verbesserter Zugang von Jugendlichen und von Mädchen
- Verbesserte Kooperation zwischen den drei Lernorten
Mit welchen Werkzeugen will der Verband diese Meilensteine erreichen?
Die ganze Ausbildung soll modular aufgebaut werden, dabei gelten Module als methodisch-didaktische Lerneinheiten für die Umsetzung der Handlungsorientierung. Ein Modul kann einzelne oder mehrere Handlungskompetenzen beinhalten und in Umfang und Dauer variieren. Handlungskompetenzen beschreiben Lernergebnisse (Learning Outcomes) und ein beobachtbares Verhalten. Die Handlungskompetenzen sollen kurz und präzise sein und beinhalten Fach-, Methoden-, Selbst und Sozialkompetenzen. Grundsätzlich gibt es Basismodule und Vertiefungsmodule und diese können Branchenübergreifende Elemente beinhalten. In den ersten zwei Ausbildungsjahren sollen gemäss Ausbildungsmodell in Basismodulen branchenspezifische, berufsfeldspezifische und berufsspezifische Handlungskompetenzen erworben werden. Diese Kompetenzen werden dann an der Vernetzungsprüfung (Teilprüfung) geprüft. In den folgenden zwei Lehrjahren werden in Spezialisierungsmodulen Pflichtkompetenzen und Wahlpflichtkompetenzen vermittelt. Letztere berücksichtigen die hohe Heterogenität sowie regionalen und individuellen Unterschiede bei den Ausbildungsbetrieben. Den Abschluss bildet die individuelle Praktische Arbeit (IPA)
Entwicklung des Berufsbild Polymechaniker EFZ (DWI)
Aspekte der Digitalisierung und Zukunftsorientierung (DWI)
Die Zukunftsorientierung der Metall- und Maschinenindustrie muss nicht nur aufgrund der aktuellen Coronapandemie, sondern auch angelehnt im Sinne einer Industrie 4.0 bei Bildung, Lernen und Beratung angehender und aktiver Berufsmitglieder in virtuellen und physischen Räumen stattfinden. Gerade die Industrie 4.0 fordert eine stets aufrechte Vernetzung der MINT-Bereiche. Insofern muss das vernetzte und untereinander abgestimmte Lernen angehender Berufsleute schon früh eingeleitet werden. Industrie 4.0 bedingt Digitalisierung. Somit steht und fällt diese aufstrebende Industrie mit der Performanz in der Digitalisierung.
Digitalisierung in der Anwendung betrachtet bietet einen viel schnelleren und effizienteren Transfer nicht nur im eigenen Berufsfeld, sondern auch darüber hinaus. Kurze Meetings, Statusberichte und Liveticker können schnell konsumiert, erstellt und ver- und bearbeitet werden.
- Digitalisierung im Konsum ist kann als tiefste Taxonomiestufe betrachtet werden. Der Umgang auf dieser Ebene wird schon jetzt durch viele grosse Firmen geschaffen, vor allem in der Smartphone-Industrie und den damit verbundenen Apps. Vieles läuft hier schon fast selbstverständlich und autonom.
- Digitalisierung im Erstellen fordert eine höhere Taxonomiestufe. Applikationen und Anwendungen müssen verstanden werden. Es erfordert Grundausbildungen, und hat zum Ziel einen ersten sicheren Umgang.
- Digitalisierung in der Praxisanwendung begingt einem Verständnis über das Digitale Medium, sowie auch über einige Informationen über den künftigen Adressaten. Es kommen Fragestellungen wie: «Mit welchen Personen werde ich in Kontakt treten?», «Welche Ziele haben diese, habe ich und haben wir gemeinsam zu verfolgen?», «Wie kann ich den Adressaten erreichen, und welche Form benötigt dies für einen erfolgreichen und ungestörten Austausch von Wissen und Informationen?», «Welche digitale Medien eignen sich für meine Anliegen, und wie muss ich diese steuern?». Solche Fragestellungen stellen den Rahmen dar für das, was in diesem Bereich der Digitalisierung ausgebildet werden muss.
- Digitalisierung in der Be- und Verarbeitung resp. Koordination fordert den grössten Aufwand. Hier werden stetige und langfristige Vernetzungen angesiedelt. Auf diesem zweit findet die grösste Performanz statt, wenn richtig angewendet. Entsprechend gross sind dann auch Aufwand und Ertrag.
Durch die Digitalisierung ist zwar der Transfer um ein Vielfaches schneller und effizienter, was aber grossen Effort in deren Ausbildung der Handhabung und Auswertung bedeutet. Digitale Vernetzung bedeutet weltweite Interaktion, tiefgehende Erlebnisse und bietet die Chance in Teilgebieten sich fachlich zu Vertiefen. Ist aber die Performance mit den digitalen Möglichkeiten nicht gewährleistet, stellt sich rasch eine Überforderung der Teilnehmer ein. Basis, damit es nicht zur Überforderung oder zu frustrierenden Situationen kommt, stellt die Informatik mit deren Erstellen und Supporten dar.
Konsequenzen für Lehrpersonen der Berufsfachschule (DWI)
Rollenverständnis und Kompetenzanforderungen (DWI)
Rollenverständnis Lernende und Berufsleute
Das Rollenverständnis wird hier auf Anwendung und …
Rollenverständnis Lehrpersonen
Heutige Lehrpersonen finden sich auf der höchsten Stufe im Umgang mit der Digitalisierung. Bei ihnen wird eine gewisse Affinität und sicherer Umgang mit Digitalen Medien vorausgesetzt. Dies betrifft nicht nur der softwaremässige Umgang, sondern auch den der Hardware. Neue Tools müssen schnell evaluiert, beurteilt und gezielt ausgewählt werden. Anschliessend erfolgt meist eine rasche Aneignung der wichtigsten Funktionen, um diese zu übermitteln, Vor- und Nachteile zu zeigen, sowie bei den Anwendern bei deren Umgang bewerten zu können. Informatik stellt heutzutage noch einen ganz anderen Umgang mit Problemen dar. Sobald Tools nicht mehr funktionieren, werden Lehrpersonen schlagartig in die Rolle eines Informatikspezialisten gedrängt. Sind also die Kenntnisse und der Ausbildungsstand einer Lehrkraft nicht genügend vorhanden, können schnell Vermeidung und Abneigung gegenüber der Digitalisierung in Kraft treten.
Weiter kann das Digitalisierungs-Rollenverständnis der Lehrperson auf die drei Ausbildungsstätten ausgeweitet werden. Die Zusammenarbeit mit betrieblicher Ausbildung und Überbetrieblichen Kursen stellt meistens weitere Rahmenbedingungen auf, welchen sich eine Lehrperson oftmals einfach stellen muss. An Berufsschulen kommen Lernende unterschiedlichsten Firmen zusammen, welche wiederum alle verschiedenen Level der Digitalisierung mitbringen. Oft sind es natürlich die grossen Unternehmen, welche da fortgeschritten sind und von der Lehrperson einen entsprechend grossen Umgangsgrad in der Digitalisierung fordern.
Beispiele von transversalen Kompetenzen (DWI)
Nachfolgend wird eine transversale Kompetenz zum Berufsfeld des Polymechanikers EFZ formuliert. Grundlage bildet der Kompetenzen-Ressourcen-Katalog des Swissmem-Verbands. Diese Kompetenz wurde erweitert mit den sozialen, personalen und kognitiven Kompetenzen erweitert:
«Linus erhält den Auftrag, Teile mit einer konventionellen oder CNC-Werkzeugmaschine zu fertigen. Die Fertigung umfasst Arbeiten mit Fräs- und Drehmaschinen. In den Auftragsdokumenten sind die Prüf- und Messwerkzeuge, Prüfprotokolle und die Rohmaterialien vorgegeben. Er studiert den Arbeitsauftrag und die Fertigungsdokumente und erstellt seinen Arbeitsplan. Er wählt die vorgegebenen Bearbeitungswerkzeuge und Spannmittel aus und bestimmt die Schnittdaten. Wenn notwendig misst Fabian die Werkzeuge aus und hält die Messwerte und die Schnittdaten im Maschineneinrichtungsdokument fest. Bei einer CNC-gesteuerten Maschine bestimmt er den Werkstücknullpunkt und trägt ihn auf der Fertigungszeichnung ein, erstellt das Programm für die Bearbeitung und übernimmt es in die CNC Maschinensteuerung. Er bereitet die Werkzeugmaschine vor, indem er die Spannmittel und Bearbeitungswerkzeuge auf der Werkzeugmaschine montiert und ausrichtet. Bevor er mit der Fertigung beginnt, stellt er sicher, dass er die Funktionen der Werkzeugmaschine kennt und die Sicherheitsvorschriften einhalten kann. Gemäss Arbeitsplan fertigt er die Teile. Er prüft die gefertigten Teile mit den Mess- und Prüfmitteln und dokumentiert die Prüfergebnisse im Prüfprotokoll. (Swissmem, 2015)
Weiter klärt Linus formell die Informationskanäle zum Auftraggeber und Abnehmer des Endproduktes. Er informiert sich über die verschiedenen Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und wählt die geeignetste aus. Im Sinne einer termingerechten Teileabgabe klärt er die Verfügbarkeit der Maschine, das Vorhandensein der notwendigen Materialien und Werkzeuge, und informiert sich über den Prioritätsgrad des Auftrages. Schemenhaft macht sich Linus ebenfalls Gedanken, wie man vorgehen könnte, sofern Maschinenausfälle auftreten (Ausweichmöglichkeiten abklären) oder Lieferengpässe der notwendigen Materialien anstehen. Sofern er auf variable und zeitlich schnell eintretende Informationen angewiesen ist, prüft er vorab den Informationskanal zur Kontaktperson und hält auch nach einer Stellvertretung deren Ausschau. Dies auch im Sinne einer stets aufrechten Teamfähigkeit. Linus setzt in diesen Bereichen auf die Eigeninitiative und Verantwortung seinerseits. Er weiss über mehrere Arten der Kommunikation und Umgangsformen Bescheid, und wendet die angemessenste situativ dafür an.»
Bedeutung und Umsetzung SOL (DWI)
Bedeutung
Mit SOL (selbstorganisiertes Lernen) wird ein persönliches Arbeitsmanagementsystem angelegt, bei welchem das Individuum es versteht, sich selbstständig realistische Ziele zu setzen, diese einzuschätzen, und vor allem wie sie was lernen wollen. Findet SOL regelmässig in der schulischen wie auch beruflichen Ausbildung statt, so wird auch eine transversale Kompetenz angelegt, welche im späteren Berufsfeld, im privaten Leben oder anderen Bereichen angewendet werden kann. Idealerweise führt SOL zu einer intuitiv angeeigneten Lernstrategie, sich selbst stetig weiterzuentwickeln.
Im Sinne des Polymechanikers ist SOL vor allem auf den maschinellen und Fertigungstechnischen Aspekt der Industrie bezogen. Die Rechtfertigung des SOL finden vor allem in der Digitalisierung und der damit hervorgerufenen Industrie 4.0 zusammen. Heutige Unternehmen und Verbände fördern und fordern SOL bei den Berufsschulen, da dieses generell qualifiziertes Berufspersonal mit in den Markt bringt.
Umsetzung
Grundsätzlich bedarf es bei SOL einiger Grundsätze, die dem Lernenden vorgängig vermittelt werden müssen:
- SOL findet idealerweise in der Lebenswelt, sprich im beruflichen Bereich des Lernenden statt.
- Die Alltags- oder gängige Schulroutine muss gebrochen werden. Es soll hingehen zu einem problemorientierten Denken mittels neuer Methoden und Problemlösungsstrategien.
- Emotionale Einstellungen dürfen nicht zur Ablehnung im Lernprozess führen. Sie sind Bestandteil der Wahrnehmung und somit essenziell für den Lernprozess.
Wird SOL im Unterricht angewendet ist die Lehrperson keineswegs unwichtig. Sie fungiert in diesem Prozess vielmehr als Coach und Unterstützer, stellt quasi die Leitplanken dar, sofern der Lernprozess in eine ganz falsche Richtung laufen würde.
Bei der Umsetzung sollen Lernende mit ihren alltäglichen Problemen auch schulisch weiter konfrontiert werden. Da die Berufsbildung der Polymechaniker durch den Verband Swissmem gut strukturiert ist, sind auch die Jahrespläne der Lernenden unterschiedlicher Betriebe ziemlich ähnlich. Es bietet sich also an, die betrieblichen Aufgaben jedes Lernenden direkt in das Schulische Umfeld mitzubringen und dort weiter zu behandeln. So kann die Theorie weg vom abstrakten ins konkrete und reale überführt werden. Zwei Beispiele hierzu sind:
- Lernende bringen Fotografien und technische Dokumentationen Ihrer Bearbeitungsmaschinen mit. Anhand diesen wird der technische Aufbau an einigen Exempeln erläutert. Anderen Lernende können die erhaltenen Informationen dann besser auf Ihre eigenen anwenden. Fehlende oder abweichende Merkmale können direkt besprochen werden.
- Rechnerische Aufgabenstellungen werden nicht mehr durch Schullehrbücher gestellt, sondern auf Basis der betrieblichen Aufträge aufgebaut. Findet weiter eine Absprache zwischen betrieblicher Ausbildung und Schulstäte statt, könne Synergien genutzt werden.
- Betriebliche Aufgaben jedes Lernenden können im schulischen Umfeld unter den Lernenden ausgetauscht werden. Dies ermöglicht das Bearbeiten noch nicht bekannter oder bestens Falls ähnlicher Aufträge. Wenn man nicht weiterweiss, kann der eigene Mitschüler als Experte herbeigezogen werden. Dies fördert im Rahmen des SOL auch die sozialen und kommunikativen Kompetenzen.
Präsentation/Arena – Informatiker/in EFZ – Fachmann/Fachfrau Betriebsunterhalt EFZ – Polymechaniker/in EFZ – Logistiker/in EFZ – Metallbauer/in EFZ Fachrichtung Metallbau