Reflexion

Projekt BB2030

Berufsbildung 2030 ist eine Konsequenz aus dem Lehrplan 2021, welcher an den Obligatorischen Schulen umgesetzt wird. Die Idee hinter dem Lehrplan 2021 ist, dass der Unterricht unter anderem nach Kompetenzorientierung aufgebaut ist. Ob wir dies als Lehrperson gut oder schlecht finden, ist zweitrangig. Tatsache ist, dass wir im Jahre 2030 mit den ersten Lernenden aus diesem Lehrplan in der Berufsschule in Kontakt treten. Ein anderes Thema ist die Digitalisierung und das damit verbundene Selbstorganisierte Lernen. Manche Leute erörtern, dass dies vor allem der Kosteneinsparung diene, andere sehen eine Chance dahinter. Auch hier ist es eine Tatsache, dass wir damit im Klassenzimmer immer mehr konfrontiert werden. Nun ist es also an uns, diese Sachen bestens in unseren Unterricht einfliessen zu lassen.

Die Neuerung, welche uns 2030 im Klassenzimmer erreicht, ist sicherlich ein Profit für Lernstarke und wissbegierige Lernende. Kritischer sehen wir jedoch die Situation mit den Lernschwachen Lernenden. Hier werden sicherlich die Skills von Lehrern im Bereich Coaching gefragt sein. Für uns Lehrer könnte zur Knacknuss werden, wie wir die Leistungsbeurteilung eines Kompetenzorientierten Unterricht umsetzen können. Bei der Digitalisierung hoffen wir, dass die Behörden alle Lernenden mit der gleich guten Hardware ausstatten. Andernfalls droht ein gesellschaftlicher Graben im Klassenzimmer, welcher in Abhängigkeit der Finanzen der Eltern entsteht. Hier sind wir klar der Meinung, dass alle mit den gleichen Grundvoraussetzungen starten sollten. Weiterhin sind wir überzeugt, dass es auch in Zukunft eine gute Mischung an Didaktik im Unterricht braucht.

Vermutlich wird auch hier am Schluss nicht so heiss gegessen, wie momentan noch gekocht wird.

Gruppenprozess der Projektgruppe MINT

Der Gruppenprozess war rückblickend eine gute Erfahrung für alle Beteiligten. Die Vorteile und Schwierigkeiten eines Gruppenprozesses wurden allen Beteiligten erneut aufgezeigt. Bedingt durch Covid-19 starteten wir den Gruppenauftrag digital im ersten Studienjahr. Basis unseres Teams war dabei Microsoft Teams. Der Start war nicht einfach, da gemäss Gerhard Friedl im zweiten Studienjahr zusätzlich neue Studierende zur Gruppe hinzustossen würden. Es war schwierig, einen Gruppenprozess zu starten, wenn man vorab schon wusste, dass es in der Gruppe noch Änderungen geben wird. Als wir das zweite Studienjahr begannen, kam mit Urs Dummermuth ein neues Gruppenmitglied dazu. Er fügte sich schnell, mit seinen für uns zu Beginn schwer nachvollziehbaren Ideen, in unseren bestehenden Gruppenprozess ein. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit konnten wir stark von den Erfahrungen und vom Wissen von Urs Dummermuth profitieren. Sei es in Bezug auf den Umgang mit den verschiedenen Tools, oder in Bezug auf sein Wissen im Bereich des Projektmanagement. Es bestätigte das Erlebte von Filzbach, dass es nicht immer einfach ist, sich in einen bestehenden Gruppenprozess einzufügen oder dazuzustossen. Es war für alle Beteiligten der Gruppe ein lehrreicher Prozess, welcher alle Gruppenmitglieder forderte. Wie muss sich ein Lernender, der im zweiten Lehrjahr dazustösst, wohl fühlen? Es ist stark abhängig, welche Position der Lernende in der bestehenden Gruppe einnimmt (Alpha-, Beta-, Gamma- oder Omega-Position). Das Fazit der Gruppe lautet: „Nach harzigem Start im zweiten Studienjahr mit neuem Gruppenmitglied folgte mit der Zeit, je länger wir uns durch gute Gespräche kennenlernten, eine gute Gruppendynamik“. Was nehmen wir mit? Es ist für einen neuen Lernenden nicht immer einfach sich in eine bestehende Gruppe zu integrieren. Jeder Lernende, der neu zur Klasse dazustösst, benötigt seine Zeit, bis er von der Gruppe anerkannt wird. Ausgeschlossen und nicht anerkannt in der Gruppe zu sein, kann eine sehr herausfordernde Situation für alle Beteiligten bedeuten und ist ernst zu nehmen.

Das Leary-Rad mit den verschiedenen Rollen im Gruppenprozess war auch in der MINT Gruppe deutlich zu erkennen. Jede der acht Rollen, die im Rad beschrieben werden, hat seine Schwächen und Stärken. Wir als Gruppenmitglieder haben die Rollen während des Gruppenprozesses auch verändert und angepasst. Jedes Gruppenmitglied kann eine der acht verschiedenen Rollen des Leary-Rads einnehmen. Es zeigte uns, je nach Rollenzusammensetzung finden sich die Gruppenmitglieder schneller, wodurch ein gutes Endprodukt entstehen wird. Es besteht auch die Gefahr, dass der Gruppenprozess je nach Rollenverteilung zum Scheitern verurteilt ist. Wir Studierenden mussten zuerst unsere eigenen Rollen finden und anpassen und somit stand dem Endprodukt des Kompetenznachweis des Berufsbilds 2030 nichts mehr im Wege.

Abb.  1 Quelle: Skript aeB Modul 2 Gruppenprozesse in der Klasse begleiten

Der Findungsprozess der verschiedenen Rollen in der Gruppe bietet einen guten Übergang zu den fünf Gruppenphasen nach Tuckman. Während unseres Projekts Berufsbild 2030, welches wir miteinander in der Gruppe realisieren durften, wurden die fünf Gruppenphasen mal intensiver, mal ruhiger ausgelebt. Alle Phasen fanden aber auf bestimmte Art statt.

In der Orientierungsphase war die Ideenvielfalt der einzelnen Gruppenmitglieder gross. Es wurde rege diskutiert und Ideen ausgetauscht. Trotzdem kamen wir noch nicht zu einem Endprodukt. Die Gärphase dauerte in der MINT Gruppe lange. Jeder wollte auf eine Art seine Ideen durchsetzen und sich einbringen. Es gab Phasen, da war die Gruppe nicht mehr lösungsorientiert, sondern machtorientiert unterwegs. Die Gefahr bestand, dass die Gruppe auseinanderfällt, da das Endziel nicht mehr im Mittelpunkt stand. Durch Aussprachen und Rollenanpassungen innerhalb der Gruppe überstanden wir diese schwierige Phase des Gruppenprozesses. In der Vertrauensphase wurde die Akzeptanz für jedes Gruppenmitglied grösser. Die Stärken jedes Gruppenmitgliedes wurden in den Gruppenprozess integriert. In Bezug auf das Eisbergmodell ging es zu Beginn nur um die Sachebene und nicht um die Beziehungsebene. Das Vertrauen untereinander wurde immer grösser und die gegenseitige Wertschätzung in der Gruppe war vorhanden. Es stand also nichts mehr im Wege, mit der Arbeitsphase zu starten. Es wurden Termine definiert. Jeder bekam seine Aufgaben, die zu erledigen waren und wir trafen uns vor Ort, um uns auf die Präsentationen vorzubereiten. Jedes Gruppenmitglied konnte seinen Anteil des Arbeitsauftrags Berufsbild 2030 leisten. Das gegenseitige Unterstützen in der Arbeitsphase war spürbar. Die Gruppe wurde noch mehr zusammengeführt und es entstand ein Produkt, welches, so hoffen wir, für die Zuhörenden interessant sein wird.

Und schon steht die Gruppe vor der Trennungsphase. Es wurde uns bewusst, dass wir nicht mit jedem Gruppenmitglied in die Ferien fahren würden, trotzdem hat und die Aufgabe sehr stark zusammengebracht. Wir können stolz auf uns sein, dass wir trotz Startschwierigkeiten ein Endprodukt erreichten.

Was nehmen wir aus dem MINT Gruppenprozess mit?

Die eigenen Erfahrungen, die wir im Gruppenprozess machen durften, sind sicher in so mancher Situation im eigenen Unterricht hilfreich. Warum arbeiten die Lernenden nicht am Auftrag? In welcher Phase befinden sie sich? Warum gibt es Störungen in der Gruppe? Wäre es besser eine Gruppe selbst einzuteilen oder sollen sich die Lernenden selbst finden? Wir kamen zur Einsicht, dass es auf diese Fragen keine Musterlösung geben wird. Was in der einen Klasse hervorragend funktioniert, wird mit einer anderen Klasse zum Desaster. Das Verständnis zum Gruppenprozess wurde bei allen Gruppenmitgliedern ein weiteres Mal verstärkt. Es hilft uns für die Zukunft, die eigenen Gruppenprozesse in den Klassen besser zu verstehen. „Zusammenkommen ist ein Beginn. Zusammenbleiben, ein Fortschritt. Zusammenarbeiten, ist ein Erfolg“, von Henry Ford. 

Zum Abschluss ein Beitrag von Prof. Dr. Harald Lesch «Diktatur der Digitalisierung?»

Zusammenarbeiten und erfolgreich sein, ist erfülltes Leben!

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